Kodder
‣ Varianten: Koder
► QUELLEN
Bergmann 1785, 39
Kodder, Kropf. Koder, Lappen. Kodrig und kaudrig, lumpicht. Verköderte Kleider, zerlumpt. Abgekodert, abgerissen. Kankerdanz, der einem Lumpen ähnlich sieht.
Hupel 1795a, 120f., 121
Kodder, der, ist ein Fettklümpchen unter dem Kinne. Bergm. meint es bezeichne einen Kropf.
Koder, der, hört man oft st. Kodder. Bergm. sagt es bedeute einen Lappen, daher sey verködert eben so viel als zerlumpt.
Gutzeit 1874, 69
Kodder, der, zuweilen, die. Wir sprecher stets Kodder f. Köder, wenigstens gegenwärtig; Bergmann hat indess Köder, abgekodert und verködert; ebenso Hupel. Kodder bezeichnet bei uns 1) Lappen, Fetzen, nicht gerade Lumpen, wie Grimms Wtb. angibt. Hupel kennt diese Bed. nicht und bemerkt, dass es nach Bergmann einen Lappen bedeutet. a) abgerissenes Stück Zeug, Flick, Fetzen. Daher scherzweise oder geringschätzend: einen Kodder annähen, Flick Zeug an etwas, vgl. Kanter, b) zerrissenes Zeug, Fetzen. Der Rock, das Kleid ist éin Kodder, ist ganz in Koddern, ist ein ganzer Kodder. vgl. Kanker. Davon: ab-, aus-, ver-, zerköddern. Ebenso von Stifeln, Halstüchern und dgl. Abgekoddert, wie Koddern hängend. Wenn die Koddern herbei bummeln, Stender. Das Verkoddern bezieht sich nicht auf Zerreißen schlechtweg, sondern auf Vertragensein durch Alter und Gebrauch. Vor die Kodder kommen, 1) vor die Säue, unter die Füße; 2) ganz zerlumpen, ganz vergehen. —
2) abgerissener, zerlumpter Mensch. Hier oft: der Kodder, von Männern, die Kodder, von Weibern, vgl. Kodderlappen, Koddermichel und Kanker. —
3) der Bommel, Halslappen, Lappen oder Kropf äußerlich am Halse des Rindviehs; aber auch Gurgel, Schlund desselben. Oft weiblich. Früher auch: Kader, vgl. Grimms Wtb. 1569. Wiederkäusel im Köder des Rindviehs, Stender I; Koder, am Halse, st. Kropf. Lange und Stender; der Kodder (Unterkinn), der Kropf, 411. Sich die Koddern voll schlagen, sich vollfressen, den Magen mit Speise und Trank füllen, sich den Kodder (d. i. Leib, Magen) voll schlagen, sich satt essen, 324; einem die Koddern voll lügen, ihn sehr belügen; sich die Koddern halten vor Lachen, den Bauch. In diesen Redensarten hauptsächlich in der Vielzal gebräuchlich. —
4) am Halse des Menschen, kropfähnliches Unterkinn. Nach Bergmann und Lange: Kropf, nach Hupel: ein Fettkümpchen (!) unter dem Kinn; im estn. Wörterbuch (444) hat er: Köder oder Köggel unter dem Kinn. Gew. Sie hat so zugenommen, dass sie einen Kodder am Halse hat, Doppelkinn. Oft weiblich.
Die Vz. Kodder und Koddern. — Zusammengefasst sind hier 3 Köder des Grimmschen Wtb.: Koder — Kropf, Koder — Lumpen, und Koder der Schufter —, da sie offenbar zusammengehören. Das 4te Koder, Schleim, Auswurf, ist hier unbekannt. — Bergmann wie Hupel unterscheiden Kodder und Koder. Jenes, nach Hupel, ein Fettklümpchen unter dem Kinn, nach Bergmann ein Kropf; dieses nach Bergmann ein Lappen, daher verködert, ebensoviel als zerlumpt, abgekodert, abgerissen. Hupel bemerkt, dass man statt Kodder oft höre Köder. In seinem estn. Wtb. hat er nur Koder, nicht Kodder.
Sallmann 1880, 35, 50
Koder Wamme, Doppelkinn
abgerißener Kerl
Gutzeit 1889a, 40
Kodder. Wenn die Koddern herbeibummeln, Lange u. Stender.
Seemann von Jesersky 1913, 137
Kodder, o. Lappen, Fetzen, lumpiger Mensch.
Mitzka 1923, 19
Kodder - Lumpen
Masing 1926b, 46
Kodder „Unterkinn“ (mnd. kader, koder, kodder; Frischbier I, S. 324 Kader).
ebd. 8: auch opr. (Kader)
Masing 1926b, 63
Kodder „Lappen, Fetzen“ (mnd. kodden „ausbessern, flicken“; Frischbier I, S. 399/400).
ebd. 26: Gramm.
ebd. 11: opr. + bd.
Wiget 1927, 6
s. DWb.: nicht nur nordd. (Bremen, Holstein, Altmark), sondern auch für Bayern u. Österreich belegt.
Mitzka 1927/1928, 173
grammatische Divergenz macht stutzig: pr. kōder!
Kobolt 1990, 153f.
Kodder m Fettfalte unter dem Kinn; Lappen, Fetzen, Redewendung: Das ging ihm auf die Koddern, d.h.: das ging ihm auf die Nerven, das machte Eindruck auf ihn.
mnd. koder, kodder das hangende Fleisch unter dem Kinne bei Tieren, Wampe, Wamme; Br.Wb. Ködder Kropf; lbg. Kodder Lappen, Lumpen; pomm. Kader das hangende Fleisch unter dem Kinn; Elb. Kodder Lappen; pr. Kader; altm. Kaoder Unterkinn, Doppelkinn.
►
QUELLEN (
Informanten)
Kodder, der oder das Lappen, Scheuerlappen, WL 2,40. Mehr im lett. Sprachbereich.