Kraut das
‣ Varianten: Krud
1. selten. 'Kohl'
▫ Kraut und Rüben (id)
2. 'Gewürz'
▫ Krautkrämer 'Gewürzkrämer'
▫ die rigischen Frauen hatten in ihrer Wirtschaft Krudbüdel, Krautbeutel, darin das unzerstossene Gewürz, und eine Krutlade, Gewürzkästchen, darin das gemalene Krud, d. i. zerstoßene Gewürz, verwahrt wurde; auch Krautlöffel und Krautgabel
▫ man hatte auch gebacken Krud, d. i. Brustzucker, Confect, ehemals Brustkraut genannt
3. 'eine mit Zucker gebackene Zukost, welche beim Weine oder sonst auf Festlichkeiten herumgereicht wurde'
▫ man hatte auch gebacken Krud, d. i. , Confect, ehemals Brustkraut genannt
▫ trocknes und eingelegtes Kraut 'trockenes Confect und eingemachte Früchte'
▫ auf den Ritterschaftsversammlungen auf Ösel wurde Wein und Kraut zu reichen verboten
‣ Synonyme: Brustkraut, Brustzucker, Confect, Magenmorselle
DAZU:
KOMM: In den Schragen d. rig. Krämercompagnie von 1570 sind Kräuter das, was man jetzt Materialwaren nennt.
► QUELLEN
Gutzeit 1874, 88f.
Kraut. 1) für Kohl. Hier unbekannt. Nur in der Ra.: Kraut und Rüben. — 2) Gewürz. Erst seit Ende des l6. Jahrh., vorher Krud, Krude. Für allerlei Kraut, so zum Brustkraut verbraucht,(ausgegeben) 169 Mark. 350. XV. 5. „Das alte Wort Krude, Krud, Krut (Kraut), so man auch durch specien, d. i. Spezereien, franz. épiceries, ausgedrückt findet, ist Gewürz, wozu man in ehemaligen Zeiten nicht nur Ingwer, Pfeffer, Nägelein, Muskatblumen, Kardamon u, s. w., sondern auch Zucker, Rosinen, Kapern u. s. w. rechnete. Noch nennt man in vielen Gegenden die Gewürzkrämer Krautkrämer. Die rigischen Frauen hatten in ihrer Wirtschaft Krudbüdel, Krautbeutel, darin das unzerstossene Gewürz, und eine Krutlade, Gewürzkästchen, darin das gemalene Krud, d. i. zerstoßene Gewürz, verwahrt wurde; auch Krautlöffel und Krautgabel. Man hatte auch gebacken Krud, d. i. Brustzucker, Confect, ehemals Brustkraut genannt.“ Brotze in 174. 1817. 100—1. vgl. Grimms Wtb. 2.d. und Brustkraut. In den Schragen d. rig. Krämercompagnie von 1570 sind Kräuter das, was man jetzt Materialwaren nennt. — 3) Confect. Diese Bed. ist in Grimms Wtb. 5.d.: Latwerge, Kirschen- und Pflaumenmus, Kirschkreude, eingedickter Kirschsaft nur angedeutet, und durch eine Stelle aus d. preußischen Landtafel von 1595: Kreude und Wein, belegt. Bei uns ehemals die Bed. sehr entwickelt. Es war eine mit Zucker gebackene Zukost, welche beim Weine oder sonst auf Festlichkeiten herumgereicht wurde. Man nannte es auch Brustkraut; es war eine Art Magenmorselle. Zur Aufbewahrung dieses Confects bediente man sich einer Büchse, welche Krutlade hieß. vgl. Brotze in 350. XXIV. 1. Man unterschied trocknes und eingelegtes Kraut, wol: trockenes Confect und eingemachte Früchte, 220. 114. J. 1510. Auf den Ritterschaftsversammlungen auf Ösel wurde Wein und Kraut zu reichen verboten, 347. I. 2. 386. vgl. Brustkraut und Krud.