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Kurn
‣ Varianten: Kurni, Kurnik

QUELLEN

Hupel 1795a, 134
Kurn oder Kurni-Spiel (Ehstn.) eine Art von Kegelspiel mit kurzen Stöcken.

Gutzeit 1874, 122
Kurni, (Ton auf der ersten Sylbe), sind im Kurnispiel die kleinen runden Hölzchen, welche in einer Reihe aufgestellt werden und nach denen mit einem Knüttel geworfen wird. Das Kurnispiel ist ein estnisches Bauerspiel, welches einigermaßen dem Kegelspiel ähnelt und in Livland sehr verbreitet ist. — Hupel sagt im Idiotikon: Kurn oder Kurni- Spiel (aus dem Estnischen), eine Art von Kegelspiel mit kurzen Stöcken; in seinem estnisch-deutschen Wtb.: Kurn, Bauerkegelspiel, Kurni löma mit Stöcken als mit Kegeln spielen, kurnjas pu, zugespitztes Holz. Sallmann (390. 11) sagt: Kurni, ein Spiel mit Klötzchen und Wurfhölzern, eine Art von Kegelspiel mit kurzen Stöcken; Kurni spielen. Die Aussprache ist Kurr-ni.

Sallmann 1880, 18
Kurni (kurn, g. kurni kleines cylinderförmiges Holzstück; kurnijas zugespitzt) Klötzchen zu einem Gesellschaftsspiel, von denen an zwei gegenüberliegenden Seiten auf der Vorderlinie eines abgegrenzten Vierecks je fünf pyramidenförmig aufgestellt werden, um aus einer bestimmten Entfernung mit Knütteln darnach zu werfen. Auch das Spiel selbst wird Kurni genannt: „Wollen wir ein wenig Kurni spielen!“

Pantenius 1881, 37
Kurrnik ein Spiel

Gutzeit 1889a, 54
Kurni und Kurnispiel Eine Entstellung dieses Wortes scheint das von Frischbier (476. II. 538) angefürte Kurnik zu sein, das er vom poln. kurnik Hühnerhaus, Hühnerstall ableitet, nach seiner Erklärung ein Schlagspiel für 2 Parteien Jede hat ihre 5 Klötze hühner vorstellend welche mit einem Stocke in mannigfachem Wechsel aus den fingierten Ställen, geschlagen werden. s Klötzchenspiel.

Eckhardt 1896, 28
Kurni pl. Art Kegelspiel.

Seemann von Jesersky 1913, 142
Kurni(k), poln. Kurnik
Hühnerstall, estn. Kurni. Spiel in Parteien. Jede hat 5 Klötzchen des Gegners aus dem Schlag, Plink, mit Knüttchen hinauszuwerfen.

Masing 1926b, 12, 13, 18
südbalt. Kurnik; nordbalt. Kurni; opr. Kurnik (Erklärung des Spiel)
poln. kurnik
von Kurland aus nordwärts gewandert, nicht estn. Lehnwort.

Kiparsky 1936, 202f.
Kurni [kúrni], Kurnik [Kúrnik] n. 'ein Spiel [2 Parteien umreissen auf festem Boden im Abstande von ca. 15-20 Schritten je einen quadratischen Plink von ca. 1,5 mtr Seitenlänge; auf der den Gegnern gegenüberliegenden Linien der Plinke wird mit 5 Holzklötzchen von ca. 20 cm Länge und 3-4 cm Durchmesser eine Art Batterie (verschiedener Form und Bezeichnung) aufgerichtet, die mit Knüppeln von ca. 1,2 mtr Länge die Gegner abwechselnd aus dem Plink hinausschleudern. Sieder ist derjenige, der die Klötzchen des Gegners zuerst aus dem Plink hinausgeworfen hat].
Nach HUPEL 134, GUTZEIT II, 122; N89 54, SALLMANN V. 11; N. 18. E. ECKHARDT 28, SUOLAHTI 112 stammt das bd. Wort aus estn. kurn 1) 'Kugel, kleines cylunderförmiges Holzstück (zu einem Spiele, wobei 6 solche Hölzer auf einander gehäuft und mit Knütteln aus einem gemachten Umkreis hinaus geworfen werden)' 2) 'kleines Stück, Eisenstückchen in der Schelle'. Nach FRISCHBIER II, 528 und MASING NdE. 12 soll das auch in Ostpreussen vorkommende Kurnik [opr. neutr. und masc.] aus poln. kurnik 'Hühnerhaus, Hühnerstall' stammen (die 5 Klötze sollen Hühner vorstellen). Die Entscheidung ist hier äusserst schwierig, erstens weil die von MASING 1.c. präsumierte Scheidung in südb. Kurnik ⁓ nordbd. Kurni nicht glatt durchzuführen ist und im Estn. neben kurn ein Diminutivum kurnik vorkommt, zweitens weil kurnik als Bezeichnung eines Spieles sich im Poln. nicht nachweisen lässt. Aus folgenden Gründen ist östlicher Ursprung des Spieles wahrscheinlich: 1) es kommt in ganzen Russland vor, wo es городки, чурки, чушки oder рюхи genannt wird; 2) aus dem Russ. stammt auch die bd. Bezeichnung für das Klötzchen, das im Laufe des Spieles auf der Grenzlinie liegen geblieben ist und nunmehr aufrecht gestellt wird (bd. Pop ‹ r. попъ; siehe S. 174); 3) es lässt sich ferner feststellen, dass das im ganzen Ostpreussen bekannte Spiel bd. Ursprungs ist, denn nur so ist es erklärlich, dass das aufrechtgestellte Klötzchen im Opr. mit Verhochdeutschung Puppe (nd. [pŏp] ‹ bd. Pop) heisst (vgl. K. Q. ROSSIUS Unsere Heimat [Allenstein] 1927, S. 125-126). Auf poln. Gebiete scheint das Spiel unbekannt zu sein.
Gegen die Herleitung aus dem Estnischen spricht vor allem das Fehlen einer befriedigenden Etymologie für estn. kurn und das Fehlen einer Entsprechung im Finnischen. Merkwürdig ist es auch, dass den Letten, die das Spiel sehr gut kennen, der Ausdruck kurn oder eine ähnliche Form absolut unbekannt ist (sie nennen das Spiel krieviņuos iet, eig. 'unter die Russen gehen'). Die Finnen kennen das Spiel nur im Gouvernement Wiborg und nennen es dort linnanpeli „Burgspiel“ (Lehnübersetzung des russ. городки).

Redlich 1937, 306
Kurni(k) Spiel

Grosberg 1942, 75, 317
Kurnik Spiel
[Beim Kurnispiel bildeten die Mitspielenden zwei Parteien; jede hatte ein Viereck von etwa 1 qm., die in einem bestimmten Abstand in die Erde gezeichnet wurden. Mit Knüppeln aus Rundholz suchten die Parteien, die abwechselnd zum Wurf kamen, aus dem gegnerischen Viereck 5 zu bestimmen Figuren zusammengestellte kurze Rundklötze herauszuschlagen. Gewonnen hatte die Partei, die zuerst bei sämtlichen 10 aufeinanderfolgenden Figuren die Klötzchen der Gegner herausgeschlagen hatte.]


QUELLEN (Informanten)
Schönfeldt, Alfred, Sen.: Riga, Petersburg, Estland
Kurni:
Kalewipoeg, 2. Gesang, Vers 693 ff.: „Täglich übt er (der Knabe Kalewipoeg) seine Kräft / Täglich ward er größer, stärker. / Auf dem Hofplatz spielt er Kurni, * .../ Wenn er seine Kurniklötze / Aufgestellt am untern Rande, / Und vom obern Rand sein Knüttel / Sausend durch den weiten Hofraum / Traf die aufgestellten Klötze, / Hei, wie flogen längs dem Anger / Bis zur fernen Kälberkoppel / Dann die aufgestörten Klötze / Weit und breit hin auseinander! / In den Wäldern, an den Hügeln / Und zerstreut auf weiter Fläche, / Ja, im Meere fand man manche. / Seine Kurniklötze sind noch / Heutzutage anzutreffen ... / Klötze, die der Riesenknabe / Selbst sich aus Granit gehauen.“
* Ein Spiel mit Holzklötzchen, die auf der Erde in bestimmter Form aufgebaut werden; man wirft mit einem Knüppel nach ihnen und sucht sie aus dem abgegrenzten Raum hinauszutreiben. [zitiert nach: die Baltischen Provinzen, Band 5: Märchen und Sagen, hsgg. von August von Löwis of Menar, Berlin 1916-" Hier sind Bruchstücke aus dem „Kalewipoeg“ auf S. 75 - 92 aufgenommen, und zwar aus der deutschen Übersetzung des Pastors Carl Reinthal, Dorpat 1857.]
NB! Die obige Anmerkung bedarf einer Ergänzung; man spielte in zwei Parteien, die abwechselnd zum Wurf kamen, und man mußte die Kurniklötzchen der Gegenpartei aus deren in den Erdboden geritztem Quadrat herausschlagen.
Da das Kurnispiel in den alten estnischen Heldenliedern vom Kalewipoeg genannt wird, dürfte es sich um spezifisch estnisches Spiel handeln, und auch das Wort „Kurni“ ist wohl estnisch. In meiner Knabenzeit haben wir Kurni mit Hingabe gespielt.
Wenn Oskar Grosberg in seinem Buch „Meschwalden“ in einer Anmerkung als Ballspiel bezeichnet, so täuscht ihn sein Gedächtnis.


Kurnik 'Tannenzapfen' Riga
Kurnik s. Kurni


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