Katze
‣ Varianten: Katt
1. de Reißmaß, Streichmaß; et rööbits
2. 'Strafpeitsche'
DAZU:
‣ siehe auch Kinderspiele
► QUELLEN
Bergmann 1785, 35
Katze, ein Werkzeug mit zween Haken, den Balken einzureißen, der über dem anderen gelegt wird. Verb. Katzen, vorreißen. - Die Katze mahlt, f. purrt. Kinderfr. II. BS. 70. Er kann Katzen nicht leiden, kürzen er ist Katzenscheu.
Hupel 1792, 449
Die Katze ist gleichfalls eine Peitsche, welche an einem kurzen Stiel anstatt des Reimens 6 bis 12 betheerte oder beharzte schmale Stricke hat, die vorn mit Messingdrat umwickelt, oder auch mit Knoten und dabey mit kurzen Drat-Haken versehen sind. Der Drat oder der Haken ritzet die Haut eben so wie eine Katze kratzt, und daher mag der Name entstanden sein.
Hupel 1795a, 107
Katze, die 1) ein kleiner Doppelhaken mit welchem man bey dem Aufheuen hölzerne Wände die Balkenfugen verzeichnet.
2) eine in Rußland gewöhnliche Strafpeitsche;
3) ein langer lederner Geldbeutel. Von den beiden ersten Bedeutungen hat man das Zeitwort katzen.
Gutzeit 1874, 22
Katze, die. Vertraulich und liebkosend: Inze, ähnlich wie in Thüringen: Winze. Die Katze mahlt, f. purrt, Bergmann. Wenn die Katze sich leckt (sich putzt), so glaubt man scherzweise, dass Gäste erscheinen werden. Darauf bezieht sich die Stelle aus Voß, die in Grimms Wtb. 2. g, angezogen ist.
Eitel wie eine Katze sein; eine eitle Katze sein, eitles Frauenzimmer. Gew.
Nass wie eine Katze sein, ganz durchnässt sein vom Regen. Gew. s. katzennass und katzig.
Eine Butterkatze, Person, die gern Butter isst; Kaffeekatze, Person, die gern Kaffee trinkt u. ä. Eine wilde Katze junges ausgelassenes Mädchen. Durchaus ohne die Bed. von böses oder zänkisches Frauenzimmer, wie in Grimms Wtb. 4.6 zu finden. Hör' doch, liebe Katze! als Anrede an eine gute Freundin. Ebenso: liebes Katzchen, etwa gleich: mein Herzchen.
Eine magere oder verhungerte Katze, mageres Mädchen, mageres Pferd, magere Kuh, Ziege, Kalb, Lamm. vgl. Katzenbraten.
Katze und Hund. Spar' für den Mund, frisst Katz' und Hund. Gew. d. h. was man sich abspart, geht an Andere verloren. — Dass weder Katze noch Hund davon gekommen, 194. Nystädt 33. — Wenn eine Braut zum Hochzeitsfeste oder wenn Jemand zur Beerdigung schönes Wetter hat, wird gesagt: sie (er) hat Hunde und Katzen gut gefüttert. In Grimm's Wtb.: die hat die Katze gut gefüttert.
Katze, schwarze, Gegenstand oder Ursache der Feindseligkeit. Diese Sache (Klage) war, die schwarze Katze, die zwischen ihnen über den Weg lief, 371.a. 337. Oft.
Katze und Maus, Katz' und Maus, ein Kinderspiel. Katz' und Maus spielen. Auch bei uns der Kinderspruch, den Grimm's Wtb. aus dem Harz anführt (Sp. 283. 2. 6): Johann, spann an, vier Katzen voran —, als Zuruf an Kutscher, wenn sie anspannen sollen. — Hunden, die auf Katzen geputzt werden, wird zugerufen: putz' Katz'! seltener: Putz' die Katz'! — Hau' der Katz' den Schwanz ab! d. h. mach' die Sache kurzab; hau' das Katz'! studentisch im Kartenspiel: stich! — Das ist soviel, wie die Katze auf dem Schwanz wegträgt, d. h. so gut wie nichts, vgl. Katzendreck.
2) statt Katzenfell, Katzfell, namentlich Fell von sibirischen Katzen. Mit schwarzer Katze gefüttert, 172. 1789. 400. Gewönlich auch Katz'. Ein Katzkragen, ein Katzpelz, d. h. Pelz von Katzenfell. Als Ergänzung zu Grimm's Wtb. Sp. 287. 3.
3) Katze, kleiner Doppelhaken, mit dem man beim Aufhauen hölzerner Wände die Balkenfugen vorzeichnet, vorreißt, Reißmaß, Hupel; Werkzeug mit zween Haken, den Balken einzureißen, der über den anderen geleget wird, Bergmann; Bauwerkzeug, die Balken auf einander zu Passen, Reißmaß, Stender; das Eisen, das beim Zusammenkatzen (Aufeinanderpassen) der Balken gebraucht wird, 411. Sonderbar ist die Erklärung in Grimm's Wtb. Sp. 291. 18: in Liefland ein langer Haken, Gebäude einzureißen. Es ist ein Werkzeug mit 2 Haken (Bergmann) oder mit 3 Spitzen, zum Vorkratzen od. Vorreißen der Linie auf Bauhölzern, und mögte dem „Abreißer“ entsprechen. Lettisch: Kalke oder Kakkis (in 410: Kake und Kakis) d. h. Katze. Das deutsche Wort ist wol nur eine Übersetzung des lettischen, und die ursprüngliche Bedeutung dieses letzteren Katze (Thier), die abgeleitete aber Katze (Werkzeug), weil dieses Reißmaß den zu ziehenden Strich kratzt, ein- oder vorkratzt.
4) Katze. Ein Polizeibericht in 392. 1870. 133 sagt: Die Katze, „ein Werkzeug, welches besonders dazn geeignet ist, alles auf dem Boden liegende wegzuschaffen.“ Es dient dazu, von dem Grunde des Flusses versunkene Gegenstände heraufzuholen. vgl. Grimm's Wtb. Sp. 291. 17: ein Zughaken an langem Tau.
5) ein starker eiserner Haken an einem Seil, ein Wurfhaken, welcher auf niederzureißende Holzwände geworfen und statt der schwerfälligen Feuerhaken benutzt zwird. Im Löschwesen. Das Löschen des Gebäudes konnte nur durch Niederreißen der hohlen, mit Sägespänen ansgefüllten Bretterwände bewerkstelligt werden, welches mit Anwendung der Katze vollführt wurde, 361. 18. 1874.
6) ehemals, eine- in Rußland übliche Strafpeitsche, russ. Koschki, entsprechend der englischen neunschwänzigen Katze, engl. cat. Bei Hupel.
Sallmann 1880, 49
Katze Reißhaken zum Verzeichnen der Linien auf Bauhölzern, Wurfhaken beim Löschwesen zum Niederreißen von Wänden, Zughaken zum Heben gesunkener Gegenstände.
Gutzeit 1889a, 30
Katze, elendes, kleines Pferd. Daher Katzenfurmann, vgl Katzenbraten. — Aus ist der Schmaus u. die Katzen laufen nach Haus —, Redensart um anzudeuten, dass eine Sache ihr Ende erreicht hat. — Eine wilde, ausgeladene Katze, wildes,ausgelassenes Mädchen.
Gutzeit 1889a, 30
Katze, die, ein Dreihak an einer Stange, um Gegenstände in der Tiefe des Wassers zu erkennen und heraus zu befördern. Solche Katzen oder Dreihake werden neuerlichst benutzt, um kleinere Rollsteine, welche zu Pflasterungszwecken dienen sollen, aus dem Flussbett herauszuschaffen. Alle die Katzen, welche ein Werkzeug mit Haken bezeichnen, haben ihre Benennung von letzteren, die mit den Klauen oder Krallen der bekannten kratzenden Vierfüßer verglichen werden.
Seemann von Jesersky 1913, 133
Katt, o.w. Katze.
Masing 1926b, 9
Das trägt die Katz auf dem Schwanz weg 'es ist ungenügend' (ebenso opr.)