britsch Interj
‣ Varianten: pritsch
‣ vgl bratsch
DAZU:
‣ siehe auch Interjektionen
► QUELLEN
Gutzeit 1859, 153
britsch, (◡), was brietsch. Entsprechend unserm britsch und brietsch haben die Letten die Schallwörter brihksch und briksch.
Gutzeit 1886, 179f.
britsch (-), ein Schallwort, das in d. Bedeutung ganz verschieden ist von deutschländischem britsch od. pritsch, d.h. fort, weg. Unser britsch bezieht sich auf ein Geräusch, auf einen Schlag, welche mit Schnelligkeit erfolgen, entspricht daher mehr oder weniger dem ritsch u. riz u. wird, wie diese, durch Nebner mit a gern verbunden u. verstärkt: britschbratsch, rizraz, ritschratsch. Dem hochdeutschen britsch ist diese Verknüpfung fremd. Doch findet sie sich im Niederdeutschen. Berghaus (479) erklärt brits od. britsch verloren, von einem Schlage, der nicht recht getroffen hat; auch: kurz und klein, kaput, weg. Das Schiff ist brits; #t geit all britsch es geht alles verloren. Britsch bratsch erklärt Berghaus als Erneuerung des Schlages.
Grimms Wtb. deutet deutschländisches britsch als einen Imperativ von britschen, doch will die Bed. von britsch u. britschen nicht recht zusammenfallen. Nicht zweifellos ist auch die Ansicht derjenigen Forscher, welche deutschländ. britsch mit böhm. pryč zusammenfüren, wie dies z.B. Leo Meyer (408. 1873. 16) tut. Denn erstlich müsste erklärt werden, weshalb gerade aus dem Czechischen u. nicht dem Wendischen od. Polnischen die Entlehnung stattgefunden u. weshalb von dem gleichbedeutenden czech. pryč od. preč gerade ersteres Aufname erhalten haben sollte, da es sich doch mit seinem y von dem gleichwertigen Ausdrucke aller übrigen slaw. Sprachzweige entfernt, welche alle, mit Ausname des russischen, e aufwerfen. Sollte aber selbst das deutschländische britsch mit böhmisch pryč zusammenhängen, so kann das von unserem Schallwort britsch (-) durchaus nicht gelten. Im böhm. pryč findet weder unser brintschen Erklärung noch das in ders. Bed. begegnende britschen, in Verlust oder um etwas bringen. Unser britsch (-) steht offenbar im engsten Zusammenhang mit deutschländischen britschen u. Britsche Schlägel, Holz zum Schlagen, stellt sich aber auch wie ein Übergangswort zu lett. brihz, während das deutschländische britsch (◡) u. insbesondere heidibritsch wie ein Übergangswort zu lett. brisdubrasdu sich ausnimmt.
Unser britsch ist wie briz, brizen, britschen u. brintschen erst seit dem Ende vorigen Jahrh. zu bezeugen. Ebenso jung erscheinen auch die lettischen brihz und brisdu-brasdu, welche von Lange noch nicht, auch nicht von Hupel (444), sondern zuerst von Stender verzeichnet sind. Brihz stellt nach Stenders Erklärung den Schall einer Maulschelle vor, brisdubrasdu aber bedeutet über holl über boll, d.i. schnell, in großer Eile. Dass britsch lett. Abkunft, widerlegt sich schon aus dem Felen desselben im Lettischen; bei briz kann die Herkunft fraglich sein. Anders bei dem hierortigen britsch (-), welches undeutsch klingt u. im lett. briksch sich wiederfindet; es stellt „den Schall vor, wenn etwas unter den Händen zerbricht.“ Dieses briksch entspricht unserem britsch, ebenso wie d. lett. brikscheht unserem britschen, nach Stenders Erklärung: ans Ohr geben, daß es klatscht, nach Lange's: klatschend ans Ohr geben u. dgl. Es ist ein Schallwort wie unser britsch, britschen, brizen, ritschen, rippsrapps, rizraz, ritsch.
Gutzeit 1890, 394
pritsch oder britsch, weg, fort, verloren. Bei uns unbekannt oder wenigstens ganz ungebräuchlich. Der Ansicht, es sei entstandenaus cz. pryč, ist entgegenzustellen, dass pryč bur im Czechischen vorkommt, in den übrigen slaw. Sprachen selt. und daher eher dem viel verbreiteten deutschen pritsch-britsch seine Entstehung verdanken könnte, als dieses jenem. Man hat sich zu vergegenwärtigen, dass Wörter gleicher Bildung, welche auf tsch auslaufen, in Deutschland gewönlich sibnd und solche, wie britsch, bratsch, bratz u.s.w. etwas mit Geräusch Geschehendes und schnell Vorübergehendes anzeigen, und dass daraus die Bedeutung weg, verloren sich von selbst ergibt. Die Ableitung von cz. pryč hat daher ebenso wenig Wahrscheinlichkeit wie die von futt aus lat. fuit. Vgl. Wörterschatz d. deutsch. Spr. Livl., Nachträge zu A-F, unter britsch. - Verschieden in der Bedeutung von hd. britsch-pritsch ist unser britsch (-) oder britsch (◡), welch letzteres indessen selten oder kaum vorkommt. Es sind Schallwörter, welche etwas schnell und mit Geräusch Geschehendes bezeichnen (vgl. Wörterschatz I. 153), und denselben Begriff wie briz enthalten. Von diesen Schallwörtern bilden sich die Zeitwörter britschen (-), britschen (◡) und brizen.