Ei das
► QUELLEN
Gutzeit 1864, 223
Ei. Ein unbrütbares Ei, St. — Eier unterlegen, einem Huhn, einer Ente. — Der Amtmann soll auch nicht auf ein Ei-Werts Geschenk od. Verehrung annehmen, 328: nicht das Geringste.
Ein Weiß von Ei, ein Gelb von Ei durchweg üblich f. Eiweiß u. Eigelb. Zwei, drei Weiß von Ei, zehn Gelb von Ei, st. 2, 3 Eiweiße. 10 Eigelbe. Mehl, Zucker mit Weiß von Ei, Gelb von Ei zusammenrüren. Gewönlich ist auch st. Eiweiß, Eigelb: das Weiße od. Gelbe vom od. von einem Ei; endlich Weiß u. Gelb vom Ei. Schon in 328 findet sich: das Weiße vom Ei, und: mit Weiß vom Ei st. Eiweiß.
Zur Osternzeit „kullert“ man Eier. Bei diesem Spiel — das „ Eierkullern,“ Rollen von Eiern — rollt man hartgesottne und gefärbte Eier theils auf ebner Erde gegeneinander, theils von einer kleinen Rinne hinab. Hier ein russ. Gebrauch. Im Harz und in der Eifel rollt man Eier von Bergen herab. — Eier schlagen — in Schwaben u. Baiern: pecken — zur Osternzeit,mit dem spitzen od. stumpfen Ende (Pugge) gegen einander stoßen; der, dessen Ei zerbricht,hat es verloren.
Ra. Wie mit einem rohen Ei umgehen, St.: einen wie ein rohes Ei behandeln; ein rohes Ei sein, empfindlich; die Eier sind noch nicht gekocht, d. h. die Angelegenheit ist noch nicht reif; ungelegte Eier, Dinge, die noch nicht vorhanden sind; wie auf Eiern gehen, nicht fest mit den Füßen austreten, wie es Gelähmte thun.
Fast allein üblich für das nur den Gebildeten bekannte Hode. Glimm sagt: zuweilen st. Hode, wie Schmeller anf., und ebenso im Littauschen. Im russ. aber auch Jaizó. — Davon: Eiersack — Hodensack. Ebenso gew. ist Klote.
Bildlich f. Wurfgeschoss. Hierauf warf die Stadt (Riga) aus ihrem Feuermörser, der Rabe genannt, manche harte Eier in das Schloss, woran sich Viele den Tod aßen. 195. rotes B.
Gutzeit 1886, 228f.
Ei, oft sammelwörtlich. Klümpchen aus Schmand, Mehl und Ei; Teig aus Butter, Ei u. Reibbrod, 155; man wälzt die Stücke des Fisches in zerklopftem Ei, 155. 2. 195. — Verlorene Eier. Man kocht Wasser mit etwas Salz und Weinessig auf, schlägt frische Eier behutsam hinein, läßt sie einige Minuten kochen, doch so, daß das Gelbe noch flüssig ist, hebt sie in kalt Wasser u. läßt sie stehen. Dies nennt man verlorne Eier, 155. 2. 22; Suppe mit verlorenen Eiern, ebda. Verlorene Eier verschiedener Art in 397.
Wir sprechen: drei Weiß von Ei, vier Gelb von Ei, von dreien Gelb von Ei nimmt man —; zu dem, zu den Gelb von Ei klopft man Mehl — stets in der Weise, als hätten wir ein einziges, abendungsloses Wort vor uns. Einige neuere inländische Kochbücher glauben das Abendungslose vermeiden zu müssen und schreiben: Zwei Gelbe vom Ei, drei Weiße vom Ei — wo das „vom“ ganz seltsam ist. Ein französischer Einfluss zur Bildung dieser Redeweise ist zwar angenommen, aber zurückzuweisen u. namentlich in dem neueren „vom Ei“ nicht zu begründen. Bemerkenswert ist, dass in der Grundlage unserer Kochbücher, dem schwed. Kochbuch der Christina Warg übersetzt zu Greifswalde 1778, unsere Ausdrucksweise nicht begegnet, wol aber eine noch seltsamere. Es heißt dort: acht Gelbes von Eyern, zwei Gelb von Eyern, sechs Gelb von Eyer, mit zwölf Gelben von Eyer, 24 Gelbe von Eyern, acht gut geschlagene Weis von Eyern, ein Weißes vom Ey, zwei Weißes von Eyer und von Eyern, Milchgericht von Weis von Eyer, das Weiße von Eyer, sechs Weisses oder Weisse von Eyer. Daneben indessen auch: Das Weisse von Eyern, von 10 Eyern das Gelbe. In der Warg Kochbuch ist eine Getrenntheit der 3 Wörter Weiß (Gelb), von und Ei zu erkennen, in unserer Redeweise verbinden sich alle drei wie zu einem festen, einigen Ganzen. Ebenso auch in Reval u. Estland.
Die livländ. Geschichtsschreiber, zuerst Dionysius Fabricius u. Hiärne, füren einen alten Reim an, der in Livland bekannt war:
Herr Bischof Hermann Bei / Gab sein Bistum um ein Ei, / Herr Jodokus von der Necke / Warf das seine gar im Drecke,
vgl. 347. I. 2. 310, d. h. um ein Geringes, um eine Kleinigkeit; im Drecke st. in den Dreck.
Gutzeit 1886, 229
Ei, Hode. Das rechte Ei ist ihm geschwollen. — Einem die Eier quetschen, ihm tüchtig zusetzen, ihn tüchtig mitnemen.