Leitud 4 artiklit
ein1 Num
‣ Varianten: eine, eins
de ein(s); et üks
▫ ein und gleich (id) 'identisch'
► QUELLEN
Gutzeit 1864, 225f.
ein 1) vgl. Grimm 116 8 u. 9. Die Kleider sind in ́einem Schmutz, der Wagen ist in ́einem Dreck, d.h. ganz schmutzig, ganz dreckig, éin Schmutz, ́ein Dreck; in einer Freude, in einem Schmerz; in einer Thätigkeit, einer Wendung sein, d.h. in beständiger; das ist ein Teufel, oder: ein Teufel! d.h. ist einerlei, kommt auf eins heraus; in einem Strich fahren, schlafen, ohne Unterbrechung; auf einem Bret Geld auszalen, auf ein Mal, in ungetheilter Summe. Bemerkenswert wegen der Vielzal sind: auf einen Füßen sein, in beständiger Bewegung; in einen Thränen, einen Krämpfen sein, d.h. in beständig; er geht in einen Lumpen, ganz zerlumpt. – 2) ein st. eins = ein Uhr, ist oft zu hören, doch seltener als eins. Werden die Minuten angegeben, so darf Uhr nicht fehlen. Z.B. ein Uhr 10 Minuten. In Verb. mit ¼, ½, ¾ steht nie eins, immer ein. Es ist ein Viertel, ein einhalb, ein drei Viertel, d.h. ein Uhr u. ein Viertel u.s.w. – Auch ein u. ein Viertel u.s.w. – Jede Sorte für sich genommen, nicht aber halb ein, halb ander aussprechen, 142.
Gutzeit 1886, 232
ein ′identisch′. Bayer schon (Comm. IV. 310) erklärt Allogia für ein u. gleich mit der h. Olga, 472. III. 26; Gedronow hält seinen Namen (Budü) für ein und gleich mit dem obotritischen Buthue, ebda 33.
DRWB II, 1358
1546 Riga Erbb. II 973: eins vor alle ′eins für alle′ (viele Belege)
Gutzeit 1886, 233
eine, st. ein od. eins, namentlich im Zälen beim Klavierspiel: eine, zweie, dreie, viere. Folgen gleiche Noten auf einander in demselben Tacte, so wird gezält: eins, zwei, drei, vier; folgt der Hauptnote etwa eine minderwertige, als z.B. eine halbe, viertel, od. achtel, so wird ein zerdehnt in ei-ne od. ei-e-ne, zwei-e od. zwei-e-e, drei-e od. drei-e-e
Kobolt 1990, 93
ein, eine. Im Falle besonderer Betonung hat das Wort die Bedeutung: ununterbrochen, völlig, gleichermaßen, z.B.: in einem Strich; die Zimmer waren in einem Dreck.
ein2 Artikel
‣ Varianten: eine, ′n, ′ne
DAZU:
‣ siehe auch Artikelgebrauch
► QUELLEN
Gutzeit 1864, 226
ein (unbestimmtes Geschlechtswort). 1) In den eigentümlichen Wendungen: ein Wochener sechs u.s.w. nimmt Grimm ein als Zalwort und erklärt „er“ als entstelltes oder, so dass die Redensart sich auslösen ließe in: eine Woche oder sechs. Die nachfolgende Erläuterung mögte darthun, dass ′ein′ unbestimmtes Geschlechtswort ist, und ′er′ eine unregelmäßige Endung des Genitivs der Vielzal.
a) schon in plattd. Zeit kommt ′ein′ in solcher Verbindung vor, dass es nur Geschlechtswort zu sein scheint. In 335. 90. (J. 1556): eyn hundert knechte II. effte 3, d.h. etwa 2 od. 300 Knechte; später in der Übergangszeit zum hochd. auf G. 249 (J. 1601): ein man dreisik tausend, d.h. etwa 30,000 Mann Kriegsvolk; ebda.: mit twe tausend man, der etliche ein 200 man worden in die stat genommen. Hieran reiht sich unmittelbar
b) die ganz gew. Wendung, bei der das Zalwort zwischen ′ein′ u. Hauptwort zu stehen kommt. Ein vierzehn Tage so vergingen, 321 (Wiege); ich will mich ein fünfzehn Tage dort aufhalten; ein zwanzig Rubel mehr macht wenig Unterschied; es sind gewiss ein 15 Jahre, dass – 175. 1861. 13.
c) das Hauptwort kommt ohne die Endung ′er′ vor. Ein Jahr fünf oder sechs, 330; einen Jungen ein Wochen fünf probiren, 249; Elterleute u. Eltesten gehen hinaus, setzen sich an ihre gewönliche Stelle ein Vater unser zwei lang, so ist der Tisch bekleidet, 274. Man hört nicht selten: ein Stück fünf mögte ich wol haben; ein Rubel zwanzig, hundert wird es ihm wol kosten; ein Wochen acht wird er krank liegen; man lies′t: ich habe ihn so ein Jahre zehn nicht gesehn.
d) ′ein′ kann ganz fehlen. Ein Kind von Wochener zehn, ein Zeitraum von Jahrener zwanzig; Wochener sechs mögten vergehen; vor Tager sechs od. sieben wird er nicht kommen; wir waren Maler (Mal'ner)zehn bei ihm; Woch'ner zehn zurück; Werstenervier. Wie viel Bauerschützen sindunten? — „Stückener fünfzehn werden wolsein!“ rig. Zeitung 1862. 71.
e) Wenn man spricht: ein Wochener zehn od. zwanzig ist das her, so spricht man von etwa 10 od. 20 W., und nicht von einer, 10 od. 20. Das ′ein′ verleiht die Bedeutung des ungefähren. Dies Ungefähre wird oft noch verstärkt durch „so.“ Ich bin vielleicht so ein Werstener drei vom Kirchenkruge. rig. Ztg. 1862. 71.
f) endlich steht die Redewendung nicht allein; sie findet sich z. B. auch im russ. Man spricht p'ät nedel', d. h. (bestimmt) 5 Wochen; dagegen: nedel' p'ät, etwa, ungefähr 5 Wochen.
Aus den angeführten Beispielen wird auch erhellen, dass das Hauptwort in vielen Fällen offenbar, und wahrscheinlich in allen in der Vielzal steht, ganz entgegen der Annahme Grimms, der die Vielzal, auf ,ein' folgend, für sinnlos hält. (114. 3). Die Endung des Genitivs ist aber bald die gewönliche: ein Tage fünf od. sechs; bald die unregelmäßige ,er od. ener.
2) Kürzung, in der gew. Sprache oft. So'n, so'ne, so'nes u. s. w. werden aber nicht zusammenfließend wie son, sone, sones ausgesprochen, sondern apostrophirt, wie die Schreibung angibt. So'n Schuft; plump wie 'n Bär; was für 'ne Geschichte; er ging zu 'n'm Prediger, zu 'ner Frau u. s. w. vgl. Grimm 139. 22.
Kobolt 1990, 93
ein, eine unbestimmter Artikel, auch zu ′n oder ′ne gekürzt.
ein3 Adv
de (her)ein, (hin)ein; et sisse
▫ ein und aus (id)
‣ vgl herein, hinein, siehe auch ein-4
► QUELLEN
Gutzeit 1864, 226f.
ein (Vorwort). 1) Häufiger als in Deutschland statt der näher bestimmenden herein od. hinein; doch mit gewissem Unterschiede. So sagt Jemand in einem Hause von einem außerhalb: NN kuckt ein, sieht hinein, ohne gerade zu bezeichnen, ob es zu ihm herein od. in ein andres Haus hinein geschieht. Dies ein findet sich gewönlich im nd. 2) häufig überflüssig in Zeitwörtern, doch verstärkend: eindecken st. decken, eingrundieren st. grundieren, einspicken st. spicken, einspunten (2), einstauen (3), einstimmen st. stimmen, einzeichnen st. zeichnen. 3)überflüssig, doch verstärkend in vielen Zeitwörtern, denen ′in′ folgt. Leg′ das ein in den Schrank; ich habe das in dem Schrank eingestellt. Die Bünde Abends in der Wage od. in einer Ambare einschlagen, 306; in einem Hause einziehen, st. in ein Haus ziehen. Eine gleiche, und ebenso falsche Dativconstruction findet sich bei mit an u. auf zusammengesetzten Wörtern u. nachfolg. an u. auf. 4) häufig bei Zeitwörtern, die durch Auslassung zu erklären sind: eindürfen, einmüssen u.s.w. Sie waren schon in plattd. Zeit gew. Z.B. in 335. 156: die gessanten nicht in staden.
ein-4 Präf
1. de (in etwas (hinein)); et sees, sisse
‣ siehe auch ein3
2. de (bezeichnet den Anfang von etwas); et (tähistab algust, alustamist)
3. de (Vollständigkeit, Abgeschlossenheit von etwas)
► QUELLEN
Bergmann 1785, 19
ein (sein) er ist ein, in die Stadt gekommen.
Petri 1802, 85
ein für herein, da, darinn, z.B. komm ein, wann eher eingekommen? (in die Stadt)
leg es ein, für herein; sind Sie auch ein? d.i. in der Stadt; er ist ein, d.i. darin.
Hoheisel 1860, 26
Ein: er ist ein = er ist vom Lande in die Stadt gekommen.
Gutzeit 1864, 226f.
ein (Vorwort). 1) Häufiger als in Deutschland statt der näher bestimmenden herein od. hinein; doch mit gewissem Unterschiede. So sagt Jemand in einem Hause von einem außerhalb: NN kuckt ein, sieht hinein, ohne gerade zu bezeichnen, ob es zu ihm herein od. in ein andres Haus hinein geschieht. Dies ein findet sich gewönlich im nd.
2) häufig überflüssig in Zeitwörtern, doch verstärkend: eindecken st. decken, eingrundieren st. grundieren, einspicken st. spicken, einspunten (2), einstauen (3), einstimmen st. stimmen, einzeichnen st. zeichnen.
3)überflüssig, doch verstärkend in vielen Zeitwörtern, denen ′in′ folgt. Leg′ das ein in den Schrank; ich habe das in dem Schrank eingestellt. Die Bünde Abends in der Wage od. in einer Ambare einschlagen, 306; in einem Hause einziehen, st. in ein Haus ziehen. Eine gleiche, und ebenso falsche Dativconstruction findet sich bei mit an u. auf zusammengesetzten Wörtern u. nachfolg. an u. auf.
4) häufig bei Zeitwörtern, die durch Auslassung zu erklären sind: eindürfen, einmüssen u.s.w. Sie waren schon in plattd. Zeit gew. Z.B. in 335. 156: die gessanten nicht in staden
Gutzeit 1864, 227
ein, bezeichnet 1) in der Stadt od. zur Stadt. So heißt es in Tagebüchern: heute ein, gestern 2 Mal ein, d.h. in der Stadt gewesen od. zur Stadt gegangen, gefahren, gekommen. Namentlich a) im Gegensatze zum Lande. Daher: einkommen, vom Lande zur Stadt kommen; einbleiben, in der Stadt bleiben, wenn man vom Lande zur Stadt gekommen; einsein, in der Stadt sich befinden, wenn man vom Lande gekommen; b) im Gegensatz von einem Höfchen od. der Umgebung der Stadt. Daher: eingeben, einsein, einschicken u.s.w. –
2) im Zimmer. Daher: sich einhalten, in der Stube bleiben wegen Krankheit. – Dieses ein ist in allen Ostseeprovinzen gäng u. gebe.
Sallmann 1880, 100
ein steht 1) inchoativisch (eingrünen) 2) factitiv (einbahnen) 3) eine Gewöhnung bezeichnend (sich einlügen) 4) = hinein (einhäkeln) 5 elliptisch (eineisen) 6) = im Innern (einbefestigen) 7) = ver (eintauben) 8) pleonastisch (einstärkeln) 9) = herein (einregnen) 10) im Verkehr mit Behörden (einvernehmen).
Sallmann 1880, 104
ein- Besonders häufig ist bei den Zusammensetzungen mit ein zu ergänzen „in die (der Stadt“. So werden gebraucht:
einbegehren, einbestellen, einbleiben, einbringen, eindürfen, einerlauben, einfahren trs. und intrs., einflüchten, eingestatten, einjagen, einkommen, einkönnen, einlaufen, einmögen, einmüßen, einreiten, einrennen, einschicken, sich einschleichen, sich einschmuggeln, einsein, einsollen, einspicken, einwollen, einwünschen, einziehen. Die Vorsilbe trennt sich bei der Flexion von der Stammsilbe: „Ist er schon ein?“ „Wir kommen eben ein“.
Gutzeit 1886, 86:231f.
ein, in Verb. mit Zeitwörtern bezieht sich auf 1) etwas Anfangendes ( eingrünen); 2) eine Gewönung ( sich einlügen); 3) auf etwas Inneres ( einbefestigen); 4) auf etwas Vollständiges wie ver ( eintauben). vgl. 390c. 100. – 5) auf ein Hineinbringen ( einängstigen, in Angst bringen).
Boehm 1904, Sp. 100
Aus dem Lettischen stammt wohl auch die Vorliebe für die Vorsilbe ein- in Tätigkeitswörtern. So wurde nicht nur wacker eingetrunken, eingeschmort (schmoren = zechen, auch in Zusammensetzungen wie Schmorbruder, sein Geld verschmoren, eine Schmore ausrichten), eingefordert, dem Fuchs ein Schoppen (pro poena) eingerieben und das Kolleg eingeschissen (geschwänzt), sondern es wurde auch eingerissen (statt des gewöhnlichen gerissen = kontrahiert), eingeschwänzt, eingeredet, eingesungen usw. Das „ein-" hat somit vielfach seine sinnliche Bedeutung eingebüßt und dient bloß zur Verstärkung des Tätigkeitsbegriffs.