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kusch Interj

DAZU:
siehe auch Interjektionen

QUELLEN

Buddeus 1847, 327
kusch! Alles spricht wiederum leise, und wenn ein lautes Wort erschallt, schlüpft ein heftiges „Kusch, kusch (still, still!) durch die Gesellschaft.

Gutzeit 1874, 123
kusch, (ᴗ) als Zuruf, bezeichnet: still! ruhig! Entspricht dem franz. chut, bei Hunden auch dem tout-beau! Im jetzigen Sprachgebrauch vorzugsweise ein Wort gegenüber Kindern und einigen Hausthieren (namentlich Katzen und Hunden). Kindern wird zugerufen kusch! wenn sie lärmen od. weinen und man ihnen ruhig zu sein gebieten will; Hunden und Katzen, wenn sie lärmen, bellen oder heulen. Doch können auch Erwachsene mit kusch! einander zum Stille beobachten auffordern, beim Lauschen, am Krankenbette u. ä.
Dies sehr gewöhnliche Wort will man als dem französischen couche (lieg) oder conche-toi (leg dich) nachgebildet ansehen. Doch bezieht sich die hier (und wol auch meist in Deutschland) übliche Bedeutung stets auf das Ruhig sein! nicht auf ein Liegen oder sich Legen; die Bed. ist: still! ruhig! nicht: lieg oder leg dich! Rufen wir einem Hunde zu: kusch! so soll er ruhig sein, keine Bewegungen machen, nicht bellen od. heulen; soll er liegen, so rufen wir ihm zu: lieg! oder liegen! — Dem Worte kusch die Bed. von lieg oder leg dich zu geben, ist wie es scheint ein neuerer Missbrauch, welcher aus der Ansicht entsprang, das Wort entstamme dem Französischen. Der älteste Beleg in Grimms Wtb. ist aus Voß (1778): „Bello, was heulest du? kusch!“ Nun ist aber bemerkenswert, dass ein noch älterer Beleg sich in dem 1773 zu Oberpahlen erschienenen lettisch-deutschen Theile des Lange'schen Wörterbuches findet, wo es als lettisches Wort verzeichnet ist; als deutsches Wort kennt oder führt Lange es selbst noch nicht in dem deutsch-lettischen Theil, welcher 1777 herauskam, auf. Ebenso wird kusch von Stender (1783) nur als lettisches, nicht als deutsches Wort aufgeführt. Man kann daher annehmen, dass das Wort kusch den Deutschen in Liv- und Curland damals noch nicht bekannt oder geläufig war; denn Lange sowol wie Stender, beide Kenner unsres mundartlichen Schatzes, hätten das Wort sonst als deutsches nicht vergessen. Bezieht sich der älteste Beleg in Grimms Wtb. auf einen Hund (aber wol nicht in der Bedeutung von „lieg“, sondern von „ruhig sein“!), so beziehen sich die ältesten Belege aus Livland, und die nur wenig späteren aus Kurland, nur auf Kinder. Muss es denn nicht auffallen, dass ein Wort der lettischen Kinderstube einem franz. Zuruf nachgebildet sein soll, der damals (in den 79 u. 80er Jahren des vor. Jahrh.) selbst den Deutschen in Livland nich ungeläufig war, selbst in der Anwendung auf Hunde?
Kusch! ruft man (d. h. die Letten) weinenden Kindern zu, um sie zu stillen, sagt Lange, um sie still zu machen Stender. Lettische Eltern, wie jetzt und schon seit Langem auch Deutsche, rufen: kusch! weinenden oder lärmenden Kindern zu, wo an ein sich legen nicht gedacht wird. Die Letten besitzen auch ein Zeitwort kuschinaht u. kuschinaht behrnus, heißt sowol bei Lange als Stender: Kinder in Schlaf bringen, so dass auch nach dieser letzten Erklärung in dem kuschinaht nicht der Begriff des Liegens od. sich Legen, sondern der des Stillseins od. Schweigens enthalten ist. (vgl. kuschen). Die Letten besitzen noch den Zuruf klußi in vollkommen gleicher Bed. mit kusch, und als Beiwort kluss, still, ruhig, friedlich, und ein Zeitwort klussinaht, stille machen, zum Schweigen bringen, besänftigen. Zu diesen lett. Wörtern sind das litt. kuszeti, leise reden, anzuführen, namentlich aber die verschiedenen ähnlichen Wörter, welche in Deutschland, Holland, England und Schweden vorkommen. Schon Bergmann (164) deutet bei kusch auf das hd. kauzen (bei Adelung) hin; im nd. ist verbreitet dafür kuzen, welches im brem. Wtb. auf franz. coucher zurückgeleitet wird! Schambach hat kusch als Scheuchruf für Vögel, kuschen, scheuchen, verjagen, aber auch zur Ruhe bringen; „in dieser Bed. vielleicht von dem kusch, welches man bellenden Hunden zuruft“; küschken, scheuchen, verscheuchen. Im Englischen ist hush, in Aachen heusch, oberd. hosch, gleichbedeutend mit kusch, als Zuruf um Ruhe zu gebieten. — Kusch machen in der Bed. von: sich legen, ist hier unbekannt und klingt uns sonderbar.
kusch, als Beiwort. In Grimms Wtb. ist aus dem nl. augeführt, dass sich dort, — als ein wertvoller sprachgeschichtlicher Beleg aus neuester Zeit, wie ein Nomen entstehen kann aus einem Rufe — aus dem Zurufe kusch! ein Beiwort gebildet hat: koes, still, zich koes houden, sich still halten. Das Beiwort kusch ist in Deutschland nach Grimms Wtb. zu urteilen, ganz unbekannt; in Liv- und Kurland gewönlich; es mögte dem franz. coi entsprechen. Kusch sein, sich kusch verhalten, sich still verhalten. N. hatte früher ein loses Maul, ist jetzt kuscher als sein Freund lc., ist jetzt am kuschesten. Sei kusch! ruft man einem Kinde, Hunde zu. Sich kusch halten, Petersen in 326. I. 3. 94. sich ruhig, still verhalten.
Während der Zuruf kusch vorzugsweise für Kinder und einige Hausthiere genutzt wird, findet das Beiwort für jedes Alter Anwendung. — Der Gebraucher leidet eine gewisse Einschränkung. Indem man Kindern oder Hausthieren zuruft: seid kusch! so bezeichnet man doch den erzielten Erfolg meist mit: still, ruhig, und man spricht demzufolge: die Kinder sind jetzt still, (nicht: kusch).

Sallmann 1880, 19
Kusch wird als Ausruf und als adj. oder adv.(sei kusch! sich kusch verhalten) gebraucht. Es liegt nahe, an frz. couche! zu denken, doch näher liegt nd. koes still, ruhig, auch aus einer Interjektion entstanden, estn. koss, lett. kuschinaht still sein, lit. kuszeti leise reden, nd. kuzen kauzen, e. husch.

Pantenius 1880, 58
Kusch! Sei still!

Masing 1926b, 12
kusch! Zuruf an den zufahrenden Hund. opr. + bd.

Nottbeck 1987, 52
kusch - still! Ruhe! / E.K.L.R. Weisung an Kinder und Hunde.

Kobolt 1990, 168
kusch! Adv. Interjektion: still! Z.B.: Kusch, Kinder, nicht so laut! - Er verhielt sich ganz kusch.
Siev. kusch fügsam; pomm. kusch! altm. kusch! Zuruf an die Hunde, sich ruhig zu verhalten; nhd. kusch! Befehl an den Hund: Nieder! Leg dich!


QUELLEN (Informanten)
Berlitz, A.: Lettland
kusch sei still (zum Hunde: „kusch dich!“)


kusch leise, heimlich, WL 1,21


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