pai Adj
▫ Er machte pai-pai 'liebkoste, streichelte'
DAZU:
‣ siehe auch Anrede
► QUELLEN
Petri 1802, 84
Culla oder Kulla, ein Schmeichelwort wie pai, aus dem Ehstnischen, etwa, mein Goldchen, Zuckerchen!
Possart 1846, 182
pai (esthn.), d.h. lieb, theuer.
Gutzeit 1887b, 321
pai (einsylbig), estn. u. lett., 1) lieb, teuer. Du bist ein pai Kind, Hupel. Bei Sallmann (390c. 18): Paikind, Liebkind, st. pai od. lieb Kind. In 411 paij, estn. pai, Kinderwort, das namentlich bei bittender Anrede schmeichelnd hinzugesetzt wird: paij kundsin, paij memmin. — 2) lieb, gut. Mama ist pai, Papa bä. — 3) pai machen, streicheln, mit Geberden bitten. Bei Hupel: das Kind macht pai, streichelt, liebkoset, bittet durch Geberden. Bei Bergmann (210): ruhig machen, streicheln. — Ausdrücke der Kinderstube, von denen in Riga jetzt nur die Bed. 1 und 2 vorkommen.
Eckhardt 1896, 28
pai 'artig' (Kindersprache)
Eckardt 1904, 70f.
Sicher bietet der Nordlivländer, mehr noch der Estländer, in seiner Anlehnung an das Volksidiom dem Südlivländer und Rigenser gleiche Gelegenheit, dazu große Augen zu machen oder vielmehr die Ohren zu spitzen, wenn er etwa von koljen (umziehen), tilksen (tröpfeln), versolkern (verunreinigen), verlagguniren (zerbrechen) oder gar von Pulmajürri und Pulkajunker redet. „Wai Papping“, was heißt denn das nur alles? hat jener auf der Zunge, und dieser denkt bei den scheuen Blicken des andern - „pai Kullachen“, deutsch scheint er nicht recht zu verstehen. - Immerhin halten sich die Anleihen, die wir hüben wie drüben bei den Landessprachen machen, in bescheidenen Grenzen, wenn wir sie z.B. mit den überreichen Anklängen an das Plattdeutsche vergleichen, wofür uns Sallmann in seinen lexikalischen Beiträgen interessante Belege liefert.
Ojansuu 1906, 88, 92
[zitiert Arvelius, Für Geist und Herz]:
pai. „Ein ehstnisches Schmäuchelwort, heisst: liebe, oder lieber. Die Aufnahme solcher Wörter scheint zu beweisen, dass die deutsche Sprache dem hiesigen Deutschen für seine Neigung nicht reich genug sey.“
Pai machen, pai! pai! kosend streicheln; Paikind Liebkind (pai lieb, teuer); paien liebkosend streicheln = estn. pai indecl. gut, lieb, pai herra lieber Herr, ole üks p. laps sei ein gutes Kind, pai tegema streicheln.
Suolahti 1910, 117
pai (Ehstn.) heisst 1) lieb, theuer z.B. du bist ein pai Kind! 2) die Liebkosung, so sagt man das Kind macht pai d.i. es streichelt, liebkoset, bittet durch Geberden. (Hupel)
Nach Gutzeit kommt das Wort jetzt in Riga in der Bed. 'lieb, teuer, gut' vor. Aus estn. pai 'gut, lieb'; daraus auch nach Thomsen a.a.O. S. 272 das lett. paij entlehnt.
Seemann von Jesersky 1913, 153
pai, let. paj, Kinderwort, lieb, gut.
Nottbeck 1987, 63
pai (ndl.) - streicheln, gut tun / E.K.L.
Wenn pai gemacht wurde, verging kindliches Leid.
Kobolt 1990, 190
pai Adj., Adv. (meist indeklinabel) folgsam, lieb, gut, z.B.: Die Kleine war die ganze Zeit sehr pai.
estn. pai lieb, gut; russ. pai artig, folgsam.
►
QUELLEN (
Informanten)
ein pai Kind 'ein artiges Kind' Pernau um 1920, Dorpat um 1930.
Lange, Harald: Riga, Südlivland
pai, pai machen (Kindersprache) streicheln, liebkosen.
pai lieb, teuer; s. paien.